Chemotypen und warum Riechen so wichtig ist

Immer wieder wird ja kritisiert, dass man die Arbeit mit ätherischen Ölen nicht ausschließlich in einem Fernstudium lernen könne, man müsse doch auch riechen.

Dem stimme ich grundsätzlich zu. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie irgendjemand nur aus der Theorie allein mit ätherischen Ölen arbeiten sollte. Aber – ich biete das doch an, Fernkurse. Und auch in meinem ehemaligen Institut wird doch E-Learning angeboten zur Arbeit mit ätherischen Ölen. wie passt das zusammen?

Nun – zunächst einmal – beim Riechen und der Arbeit mit den Ölen ist es so wie mit Städtereisen – man sieht nur, was man weiß. Also entweder einen Fremdenführer engagieren oder ein Buch lesen und das möglichst schon vor der Reise. Bei einem Kurs sehe ich es genauso – man braucht zuerst mal ein wenig theoretisches Wissen, um überhaupt zu verstehen, um gezielt nach etwas zu suchen, um Unterschiede auch einordnen zu können. Und so wie bei einer Städtereise nicht jeder bestimmte Sehenswürdigkeiten überhaupt finden will, manche wollen auch einfach am Markusplatz einen Kaffee trinken und den Sonnenuntergang genießen, ist natürlich auch bei den Ölen die Frage – was genau willst du denn tun. Wer als Laie nur für sich und seine Familie einfach ein wenig mehr wissen mag, der kann sich auf das verlassen, was er lernt oder nachfragen kann, da geht es ja auch meistens um ganz gebräuchliche Öle, die es eben im Handel zu kaufen gibt mit Beratung.

Aber – ich biete zum Beispiel immer wieder auch Workshops und Präsenzbausteine an, vor allem, um auch mal unterschiedliche Firmen durchzuschnuppern, um eher selten Öle zu entdecken. Nur – die Zeiten haben sich deutlich geändert, seit ich selbst gelernt habe. Heute ist das Wort „Präsenskurz“ fast schon wie eine Strafe. „Wie – da muss ich wohin?“

Daher gibt es auch beispielsweise meine Gruppe auf Facebook, wo ich einzelne Öle immer mal wieder vorstelle, wo ich zum Ausprobieren anregen will. Wo ich immer wieder auch predige – versucht zwischen eurer Partnerfirma auch gelegentlich das gleiche Öl von anderen Anbietern (da das ins Geld gehen kann, auch deshalb, nutzt Präsenztermine!).

Und warum verrät uns das Riechen so viel?

Es verrät uns zum Beispiel, ob ein Öl überhaupt noch gut ist.

Mal an einem nicht mehr ganz guten Teebaumöl gerochen? Erinnert – wie Eliane Zimmermann sagt – an Pinselreiniger.

Auch so genannte harmlose Öle können kippen. Zitrusöle beispielsweise. Das für Kleinkinder geeignete Mandarinenöl wird dann richtig ekelhaft.

Was man aber auch lernen kann beim Riechen, sind die unterschiedlichen Chemotypen eines Öles, und das ist sehr wichtig.

Chemotypen, abgekürzt ct,  bedeutet, Pflanzen entwickeln in ihren Ölen unterschiedliche Moleküle je nachdem, wo sie wachsen (Höhenlage, direkt am Meer, UV-Einstrahlung) oder wann sie wachsen und geerntet werden. Manche dieser Chemotypen sind wunderbar für den Laien geeignet, andere würde ich zum Beispiel Kindern, alten Menschen, schwachen Menschen, Asthmatikern, Schwangeren nicht geben. Jetzt kann man das natürlich immer auswendig lernen, man kann es aber auch riechen.  Und wer das einmal gelernt hat, ist wesentlich sicherer im Umgang mit Ölen.

P.S. Im August wird es die nächste Möglichkeit geben, vor Ort mit mir zu schnuppern.

 

Viele gute Gründe für Sparsamkeit

Ich gehöre ja zu denen, die immer wieder predigen – weniger ist mehr.

Soll heißen, wenn man glaubt, man habe das ätherische Öl oder die Mischung schon sparsam dosiert, dann bitte nochmals reduzieren. Ich habe klassische Homöopathie gelernt, wo ja ohnehin das Prinzip gilt – je schwerer eine Erkrankung, umso höher die Potenz.

Aber auch meine Jahre als Masseurin haben gezeigt, wenn etwas richtig, richtig schmerzt, dann erstmal mit wenig Druck arbeiten. Manchmal genügte die Energie meiner Hand.

Bei ätherischen Ölen gibt es aber wirklich viele Gründe, behutsam zu arbeiten und nicht den halben Inhalt einer Flasche auszukippen.

Der natürlich wichtigste Grund ist die Überdosierung. Der physiologische Gehalt von ätherischen Ölen in einer Pflanze liegt bei 1%. Und genau diese 1% genügen fast immer. In Tropfen ausgedrückt heißt dies – bei einem 10ml Trägeröl genügen 2 Tropfen. Und das oder maximal das Doppelte genügt auch in jeder klassischen Aromalampe. Und wenn man viele Öle mischen will, dann von dieser Mischung 2 Tropfen. Oder einfach mehr als 10ml.

 

Wir müssen uns wirklich davon verabschieden zu glauben, wenn man „es“ nicht oder nicht mehr riecht, dann ist „es“ nicht mehr da. Irrtum. Bewusstes Riechen setzt genau das voraus – Bewusstsein. Die Wirkung ätherischer Öle erfolgt aber über unser Unterbewusstsein. Der beste Beweis ist hier die Waldluft. Viele tausende Duftstoffe schwirren hier in der Luft als Kommunikationssystem der Bäume, Pflanzen, Pilze. Unsere Reaktion ist ein tieferes Atmen und ein Glücksgefühl, bewusst riechen tun wir die wenigstens dieser Botenstoffe. Sehen können wir es manchmal, wenn über einem ganzen Wald so eine bläulich schimmernde Glocke hängt.

Ganz eindeutig, wenn schon nach einer Minute der Geruch zum Geschmack wird, wenn wir es also auf der Zunge schmecken, dann war es zu viel.

Und gerade für Kinder, alte Menschen und Kranke gilt – lieber noch weniger.

Der zweite Grund ist natürlich ein ganz praktisch finanzieller und hieran erkennt man auch oft genug seriöse Firmen. Je kostbarer das Öl, je weniger man benötigt, je behutsamer man dosieren sollte, umso kleiner sollten die Gebinde sein. Heute bekommt man bei guten Firmen sehr oft von vielen Ölen nur noch 5ml, manchmal die berühmten 1ml oder bereits in Jojobaöl verdünnt. Manche Firmen bieten auch 1ml-Testfläschchen von fast jedem Öl an, damit man erst einmal herausfinden kann, ob es das ist, was man will.

Und es geht dann weiter mit Dosierungsvorschlägen. Hier liest man dann oft was von 10 Tropfen, 20 Tropfen, einfach rein damit, damit die Flasche schnell leer wird und nachgekauft werden muss. (Man sieht daran, ich bin kein Händler im klassischen Sinne;-))

Ganz deutlich – das ist unseriös.

Und letztendlich noch – unsere Verantwortung gegenüber der Natur. Immer mehr Pflanzen sind gefährdet, stehen teilweise unter Naturschutz. Seriöse Firmen haben manches schon nicht mehr im Sortiment oder stark eingeschränkt. Um Rosenholz gibt es wahre Krimis, genauso Adlerholz oder Narde. Wer solch ein Öl besitzt, der sollte es hüten, nicht einfach ausschütten, sondern wie einen Schatz bewahren und verwenden.

Denn wir alle tragen auch Verantwortung und sind Teil der Natur.