Saunazeit

War der regelmäßige Besuch einer Sauna in unseren Breiten noch vor einer Generation eher den Exoten vorbehalten, hat sich dies allein dadurch verändert, dass heute jedes Hotel, jede Pension, jedes Gasthaus, das was auf sich hält, zumindest mal eine Sauna anbietet. Wobei man über die Qualität durchaus streiten oder manchmal sogar entsetzt sein kann, handelt es sich doch oft eher um ein Alibi-Service. Nicht jeder mit Holz verkleidete Abstellraum und einem Ofen drin ist schon eine Sauna.

Ich bin Saunamensch seit meiner frühen Jugend. Schon mit 14 gehörte es zu meinem wöchentlichen Ritual, einmal pro Woche in die Sauna zu gehen. Später, als selbständige Therapeutin, hatte ich viele Jahre lang den gesamten SPA-Bereich eines großen Hotels in Wien gepachtet und ja – ich war fast täglich persönlich anwesend und habe nur zu oft dort auch die Aufgüsse gemacht. Daher möchte ich vor allem dazu hier ein wenig Informationen weitergeben. Denn Nein – nicht jedes Öl eignet sich.

Eine gut belüftete Sauna hält den Feuchtigkeitsgehalt in der Kabine niedrig. Dadurch kann das im Schweiß enthaltene Wasser ungehindert verdampfen. Wird dieser Abkühlungsprozess der Haut abrupt unterbrochen, wird dies als sehr wirksamer Reiz empfunden. Praktisch wie ein kleiner Schock und wir wissen aus der Medizin, solch ein Schock kann sehr gesundheitsfördernd sein. Genau das passiert, wenn mehr oder weniger Wasser über die erhitzten Steine gegossen wird. Eine unsichtbare Dampfwolke steigt nach oben und zirkuliert in der Saunakabine. Bei Kontakt mit der heißen Haut kondensiert es und die Wassertröpfchen erhitzen sich noch mehr. Dadurch werden die Millionen von Schweißdrüsen angeregt, noch effizienter zu arbeiten.

Dies ist dann auch der Moment, wo auch die sonst Nichtschwitzer massiv zum Schwitzen beginnen und – der große Auftritt eines Saunawartes oder eines erfahrenen Saunagastes ist da, denn nun wird meistens noch mit einem Handtuch „gewachelt“. Und hier gibt es wahre Meister ihres Faches, wobei Showeinlagen oft dazu gehören. Mit diesem Wacheln versucht man, die nach oben steigende heiße Luft lange unten zu halten, also die Wirkung zu verlängern.

Und hier kommen nun fast immer auch ätherische Öle ins Spiel.

Sehr oft sagen uns schon unsere Nasen und unser Unterbewusstsein, dass zarte Blumendüfte in einer Sauna als nicht so angenehm empfunden werden. In einer Sauna geht es um starke Reize, dadurch Anpassung des Organismus, es geht um Ausleitung, tiefe Atmung, Frische, das Gefühl von tiefer Reinigung, gute Laune.

Der ursprüngliche Duft in einer echten finnischen Sauna wäre ja Birke. Früher oder vielleicht in manchen Gegenden auch heute noch wurden Birkenzweige in Wasser gehängt und mit diesem Wasser aufgegossen.

Birken haben ja auch eine starke Symbolik als Neubeginn, Geburt, Frühling, Frische. Birke ist harntreibend und ausleitend. Die Birke sagt uns – wage es, trau dich, fang einfach an.

Das Problem – als ätherisches Öl schwer zu bekommen. Kaum einer der großen Händler hat es im Programm. Manchmal findet man ein Hydrolat, dies kann man natürlich gleich pur verwenden, man könnte es also auch auf die Steine des Saunaofens direkt aufsprühen und der Versuch lohnt sich.

Was ich uneingeschränkt empfehlen kann als Saunaaufgussöle sind alle so genannten Waldöle.

Kursleiter/in WaldbadenWaldöle sind Baumöle und man hat sich im Grunde darauf geeinigt, heimische Nadelbäume in diesen engeren Kreis zu übernehmen. Natürlich ist auch eine Zypresse ein Baum oder eine Zeder. Aber ich denke, wenn wir an Wald denken, dann denken wir an Fichte, Tanne Kiefer, Lärche, und genau diese sind wunderbare Aufgussöle.

Stellen wir uns einfach einen Wald vor, vielleicht sogar in etwas höherer Lage, viele Nadelbäume. Was kommt uns sofort in den Sinn? Man kann durchatmen, lässt ganz viele Sorgen hinter sich. Stichwort Waldbaden, Baum umarmen.

Also genau das, was wir eigentlich wollen. Und hier gibt es auch kaum Unterschiede in der Wirkung und im Duft, alle Nadelhölzer haben sozusagen eine Richtung, etwas Verbindendes, der Rest ist persönlicher Geschmack. Alle ätherischen Öle aus heimischen Nadelbäumen tragen zu einer erhöhten Sauerstoffsättigung bei, das was bei uns eben als durchatmen ankommt.

Oft wird für einen Saunaaufguss auch Eukalyptus oder Pfefferminz genommen.

Davon rate ich ab, außer es ist meine private Sauna und ich bin die einzige Person, die sie benutzt.

Beide Öle sind wunderbar, haben aber auch Nachteile.

Eukalyptus erzwingt beispielsweise die Einatmung, was nichts anderes heißt als dass ein Einatemreflex unterstützt wird. Gerade Menschen mit Asthma oder Bronchitis haben damit aber kein Problem, es scheitert an einer zufriedenstellenden Ausatmung. Noch mehr Einatmung kann eventuell sogar zu einem Anfall führen (Ich habe viele Jahre als Atemtherapeutin mit Asthmatikern gearbeitet).

Pfefferminzöl kann bei empfindlichen Menschen einen Kehlkopfkrampf auslösen, auch hier sollte man aufpassen. Außerdem bringt es unser Temperaturempfinden durcheinander, man friert eventuell trotz 100 Grad und kann daher leicht zu lang in der Kabine bleiben. Manchmal bis hin zum Schüttelfrost.

Ich rate auch von reinen Zitrusölen ab. Sie sind alle sehr „kopflastig“, fördern eher die Konzentration als die Entspannung und können ebenfalls, zumindest in höherer Konzentration leicht reizen.

Uns muss bewusst sein, ein ätherisches Öl, das wir sonst gut vertragen, trifft in der Sauna auf einen Körper, der in ein künstliches Fieber katapultiert wurde, der also aufnahmefähiger ist, sensibler, mit starken Reizen beschäftigt. Ätherische Öle, auch die in der Luft vernebelten Moleküle, dringen leichter ein, können Großartiges bewirken, können aber auch viel schneller überdosiert werden oder reizen.

Zum Schluss noch

Sauna braucht Zeit, rennen Sie daher nicht durch möglichst viele Durchgänge. Und planen Sie für danach eher Ruhe ein, Zeit für sich im Sinne Selbstfürsorge. Und hier darf es dann ein feiner Ausklang zuhause sein mit ätherischen Ölen in der Aromalampe, die Geborgenheit vermitteln und Seelenschmeichler sind, wie beispielsweise Vanille, Rose, Rosengeranie, Bergamotte.