Oud – kostbarer als Gold

Mein Mann und ich haben ein gemeinsames Hobby – Parfums. Unser Badezimmer ist daher eine einzige Flaconery. Und beide mögen wir orientalische-arabische-afrikanische Düfte gern, man muss außerdem sagen, die machen auch optisch viel her.

Und ich glaube, man findet nirgends im gesamten arabischen Raum irgendein Parfum ohne Oud. Oud heißt eigentlich nur „Holz“ auf arabisch, gemeint ist aber Adlerholz oder Agarholz, das Harz eines Baumes, der vor allem im asiatischen Raum zuhause ist.

Das Faszinierende – der gesunde Baum produziert ein vollkommen geruchloses Harz. Erst wenn er krank wird, verletzt ist, von Bakterien oder Ungeziefer befallen, dann schützt er sich, in dem er das Harz mit einem ätherischen Öl versetzt, das süßlich riecht, stark desinfizierend ist (daher gegen Bakterien aller Art, die den armen Baum so befallen) und in den letzten Jahren teurer gehandelt wurde als Gold (wenn man den Kilopreis am Weltmarkt vergleicht).

Wer keine arabischen Parfums kaufen will, sondern lieber das ätherische Öl, wird heute gar nicht so leicht fündig und wenn, dann bezahlt man mehr als für Rosenöl. Ich hab meines noch bei Feeling gekauft, derzeit sehe ich es dort aber nicht, viele Händler haben es gar nicht mehr im Programm, man muss ein wenig suchen. Aber wenn man eines besitzt, dann hat man etwas wirklich Gutes und Kostbares und es hält wirklich ewig. Von den herkömmlichen Firmen konnte ich es derzeit nur bei Primavera entdecken. Aber als kleiner Tipp – die Weihrauchwelt – www.weihrauchwelt.de (hier kann man auch mal so richtig in den verschiedenen Weihraucharten stöbern) bietet ein Duftset mit 4 verschiedenen Oud-Sorten an, wirklich winzige Proben, aber zum Riechen genügt das zumindest.

Wofür verwendet man es nun?

Oud ist stark Angst lösend, beruhigend, anti-depressiv. In Versuchen mit Mäusen sind die tatsächlich in ihren Bewegungen messbar langsamer geworden und haben deutlich mehr geruht und sind schneller eingeschlafen. Dieses Öl berührt sehr tief, hilft bei der Auflösung alter Traumata und macht uns Träume bewusst.

Einen ketzerischen Kommentar möchte ich euch nicht vorenthalten. Wie gesagt, auch meine kenianischen Frauen lieben den Duft solcher Parfums. Ein guter Freund meinte dazu – kein Wunder, dass unsere Frauen langsamer und schlurfender gehen als ihr in Europa. Die sind den ganzen Tag im Oud-Nebel.

Soweit sollte es natürlich nicht gehen, aber wer emotional an sich arbeiten will, wer nicht zur Ruhe kommt, wen Ängste plagen, es lohnt sich wirklich.

 

 

Bergamotte für gute Laune

Ich möchte heute über einen meiner Lieblingsdüfte sprechen, den von Bergamotte. Komischerweise kennen viele das Foto, das so im Internet kursiert, kleine „Zitronen“ mit einer völlig verschrumpelten Schale.

das ist keine Bergamotte

Irgendwie hat sich das als Bergamotte eingeschlichen, ist es aber nicht. Was da meistens abgebildet wird, ist eine Limettenart. So ähnlich, aber doch daneben.

Bergamotte ist eine Frucht mit glatterer Schale, ein wenig wie eine zu klein geratene Grapefruit, bitterer als Zitrone aber etwas süßer als Limette.

Ich rede ja im Mentaltraining immer davon, den Strahl der Taschenlampe auf das zu richten, was gut klappt, was gelungen ist im Leben, wo es das Schicksal gut mit uns gemeint hat. Und man könnte sagen, Bergamotte hilft dabei, die Taschenlampe zu halten. Der oft gehörte Satz vom positiven Denken, im Duft der Bergamotte hat sich dies materialisiert.

Irgendwie kann man gar nicht schlecht drauf sein, sobald Bergamotte ins Spiel kommt. Und es verbindet unsere beiden Gehirnhälften, die Grundlage für komplexes Lernen, weswegen ich es auch in den kleinen Kurs „Ätherische Öle für den Hausgebrauch“ verpacken werde, an dem ich gerade arbeite.

Bergamotte gibt uns außerdem so einen gepflegten Kick in den Allerwertesten, endlich mit was anzufangen, was man schon lange vor sich hergeschoben hat.

Bergamotte mischt sich hervorragend mit Lavendel, macht so einen warmen und doch spritzigen Duft, der dabei hilft, zur Ruhe zu kommen, also eine Anti-Stressmischung, vielleicht ja mal im Büro ausprobieren (mehr Bergamotte als Lavendel, damit man nicht gleich müde wird). Auch für Yoga und Meditation finde ich die Kombination spannend.

Und wie bei allen Pflanzen, die in der Hitze gedeihen, kühlt uns der Duft (Körper und Gemüt) was mir oft genug an heißen Tagen in Kenia hilft und meinen Kreislauf stabil hält.

 

Veilchen für Josephine

Alle Düfte sind wunderbar und einzigartig, aber immer wieder gibt es welche, die einen durch besondere Eigenarten verblüffen. Und die dann auch oft genug diejenigen sind, die von Parfumeuren weltweit besonders geliebt werden. Und von den Frauen, die dieses Parfum dann tragen.

Solch ein besonderer Duft ist der von Veilchen. Veilchen sind ja an sich schon als kleine Vorboten etwas Besonderes. Wenn sie erscheinen, dann ist endlich richtig Frühling. Sie verstecken sich gern im Moos, lieben Schatten mehr als Sonne, man muss sie suchen und finden. Und schon ihre Farbe, lila, ist eine, die eher seltener in der Natur vorkommt unter all dem Gelb und Rot an Blüten.

Josephine, die frühere Gemahlin von Kaiser Napoleon liebte den Duft. Ein Veilchenparfum war ihr Markenzeichen, und als sie starb, ließ Napoleon Veilchen auf ihr Grab pflanzen. Als er dann nach St. Helena verbannt wurde, nahm er eines mit, presste es und trug es in einem Medaillon.

Aber warum ist der Duft von Veilchen so besonders?

Weil er sich immer wieder versteckt. Unseren Geruchssinn zwischendurch immer wieder ausschaltet. Mal riechen wir den Duft, im nächsten Moment nicht, dann wieder. Veilchenduft lässt sich nicht manipulieren. Und dass dies einer selbstbewussten Frau wie Josephine gefallen hat, kein Wunder, oder? In der einen Sekunde wirkt der Duft fast betäubend, in der nächsten ist er einfach weg. Verdeckte Sinnlichkeit.

Auch die alten Athener waren wohl angetan davon, denn man entdeckt Veilchen in ihrem Stadtwappen.

Leider kann man aus Veilchen kein ätherisches Öl herstellen. Wenn wir es ungefähr haben wollen, greifen viele Therapeuten auf die sehr ähnliche Iris zurück. Was aber möglich ist, Veilchenblütentee. In vielen Ländern wird dieser oder auch Veilchenhonig bei Husten und Erkrankungen der Atemwege verwendet. Vor allem Kinder mögen Veilchenhonig sehr gern.

Und noch ganz neue Erkenntnisse gibt es aus der Medizin. Offenbar reagieren Prostatazellen auf den Duft von Veilchen. Das zumindest hat man in Bochum unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt herausgefunden. (Er hat tatsächlich drei Doktortitel, ich stottere nicht;-)) Dass Spermien auf den Duft von Maiglöckchen reagieren, ist ja schon lange bekannt, nun aber weiß man, Prostatazellen reagieren auf Veilchenduft (natürlich auf bestimmte Substanzen darin). Man hofft auf neue Möglichkeiten bei Prostatakrebs.

Wenn wir also schon bald wieder draußen Veilchen sehen, dürfen wir sie genießen aber auch mit sehr viel Respekt und Ehrfurcht betrachten. Sie sind offenbar viel mehr als nur Frühlingsboten.